Beim Umbau unserer Wirtschaft und Gesellschaft im Sinne der Nachhaltigkeit und Klimaneutralität spielt grüne Chemie eine entscheidende Rolle. Fraunhofer-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler unterstützen die Industrie dabei maßgeblich mit praxisnahen Lösungen. Eine Auswahl ihrer aktuellen Projekte und Forschungsergebnisse präsentieren sie von 10. bis 14. Juni auf der ACHEMA, Weltleitmesse für die internationale Prozessindustrie, am Fraunhofer-Stand D49 in Halle 6.0.
Von neuen Materialien bis hin zu effizienterer Energienutzung – Chemie ist ein wesentlicher Baustein für die Gestaltung unserer nachhaltigen Zukunft. Als wichtiger Impulsgeber nimmt die chemische Industrie bei dieser Weiterentwicklung eine Schlüsselrolle ein – und hat sich hinsichtlich Klimaschutz und Ressourceneffizienz ehrgeizige Ziele gesetzt: Sie will nicht nur ihre Produktionsprozesse defossilisieren, sondern darüber hinaus eine zirkuläre, treibhausgasneutrale Stoff- und Energiewandlung etablieren.
Diese Transformation fordert große Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen. Unterstützung erhält die Branche dabei von der Fraunhofer-Allianz Chemie. Ihre diesbezüglichen Prozess- und Produktentwicklungen präsentieren die 15 Mitglieds-Institute auf der ACHEMA 2024 in Frankfurt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen, wie es gelingen kann, chemische Prozesse zu digitalisieren, die Kreislaufwirtschaft zu fördern und zugleich die Sicherheit zu verbessern. Ein weiterer Schwerpunkt der Fachleute liegt darauf, Unternehmen die Maßstabsvergrößerung der Herstellungsverfahren zu erleichtern und generell die Effizienz der Prozesse zu steigern.
Mit der Zielsetzung, die Zukunft der grünen Chemie durch Prozessintensivierung und Digitalisierung zu gestalten (Shaping the Future of Green Chemistry by Process Intensification and Digitalization – ShaPID), starteten neun Fraunhofer-Institute das interdisziplinäre Leitprojekt ShaPID und präsentieren am Gemeinschaftsstand nun ihre Ergebnisse aus über drei Jahren angewandter Vorlaufforschung.
Das Spektrum an Beispielprozessen ist dabei denkbar breit: Wie kommen wir von CO2 und biogenen Rohstoffquellen zu neuen Polymeren? Wie gelingt die energieeffiziente Synthese wichtiger Monomer-Bausteine aus nicht-fossilen Rohstoffen? Und wie können hochreaktive Spezies für die atomeffiziente Herstellung von Vorprodukten nutzbar gemacht werden? Im Rahmen des Leitprojekts führen die Fachleute dazu komplementäre Technologien aus verschiedensten Bereichen der Synthese-, Reaktions- und Katalyse-Technik, der Elektrochemie, der kontinuierlichen Prozess- und Verfahrenstechnik, der Modellierung, Simulation und Prozessoptimierung sowie der Digitalisierung und Automation passfähig zusammen und entwickeln Tools, um objektiv zu bewerten, wie grün und nachhaltig chemische Prozesse und Prozessschritte tatsächlich sind.
Dr. Stefan Löbbecke, Sprecher und Leiter der Geschäftsstelle der Fraunhofer-Allianz Chemie, ist überzeugt: »Diese Interdisziplinarität ist der Schlüssel für das Erreichen der notwendigen Technologiereife neuer grüner Prozesse. Auf diese Weise gelingt es uns, sowohl die Unternehmen der chemischen Industrie als auch die mit ihr kooperierenden Branchen zielgenau bei deren Realisierung zu unterstützen.«
Zusätzlich bietet der Fraunhofer-Gemeinschaftsstand eine Sonderschau zum Thema Wasserstoff. Sie wird gestaltet vom Fraunhofer-Wasserstoff-Netzwerk, in dem 38 Fraunhofer-Institute ihre Kompetenzen bündeln. Ein Mitglied ist das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS, das vor Ort das Verbundprojekt Neo-PEC vorstellt: Die Fachleute zeigen ein Tandem-Modul, das künftig grünen Wasserstoff kostengünstig und sauber produzieren und so eine dezentrale Wasserstoffversorgung ermöglichen kann. Der Reaktor erzeugt autark Wasserstoff aus Sonnenlicht und Wasser. Die Technologie kommt dabei ohne teure Elektrolyseure aus und ist beliebig skalierbar. Die modulare Bauweise seines Kerns ermöglicht die Aneinanderreihung zu größeren Flächen.
Dr. Stefan Löbbecke
Managing Director